„WEISSER RING – Sicherheit für Opfer“- RK West am 27. 11. 2017

Diesem Thema war die abschließende Vortragsveranstaltung des Regionalkreises WEST im Jahr 2017 gewidmet. Referent an diesem Abend war der Leiter der Außenstelle Bonn des WEISSER RING e. V., Direktor a. D. und Oberst d. R. Dr. rer. pol. Alexander Poretschkin.

Die Veranstaltung setzte die inzwischen etablierte Gepflogenheit fort, die jährliche Vortragsreihe mit einem Thema zu beenden, welches prima vista nicht von verteidigungspolitischer oder sicherheitspolitischer Relevanz ist, in einem weiter gefassten Sinn aber gleichwohl Sicherheitsfragen berührt. So ging der Vortragende zunächst auf die Gründe ein, die dazu führten, dass 1976 in Mainz der „WEISSER RING – Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.“ u. a. von dem Fernsehjournalisten und Moderator Eduard Zimmermann gegründet wurde. Zimmermann präsentierte jahrelang im ZDF-Fernsehen die populäre Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“, bei der mit Hilfe eines breiten Zuschauerspektrums die Täter in spektakulären ungelösten Kriminalfällen ermittelt werden sollten. Ging es bei der TV-Sendung primär um Täterermittlung, so reifte doch bei Eduard Zimmermann und einigen Mitstreitern die Idee, sich nicht nur auf Täter und deren Strafverfolgung zu fokussieren, sondern sich auch um die Opfer der Straftaten zu kümmern, die bis dahin keine Lobby hatten und die mit den Tatfolgen einschließlich der psychischen Traumata weitgehend alleine zurechtkommen mussten.
Opferschutz wird trotz des 1976  in Deutschland erlassenen Opferentschädigungsgesetztes nach Meinung vieler Bürger noch immer nicht hinreichend wahrgenommen. Oft wird beklagt und auch parteipolitisch populistisch postuliert, dass der Täterschutz generell eine höhere Priorität genieße als der Opferschutz. Ob dies objektiv zutrifft oder doch eher subjektives Empfinden ist, ließ der Vortragende als erfahrener und stets um Sachlichkeit bemühter Jurist im Raume stehen. Diese Einschätzung der Bürger ist dennoch ein Beleg für die unveränderte Notwendigkeit und Unverzichtbarkeit der Arbeit des WEISSER RING. Immerhin werden allein in der Bundesrepublik jährlich um die 800.000 Menschen infolge erlittener Straftaten körperlich und seelisch traumatisiert. Dr. Poretschkin betonte, dass grundsätzlich jeder Opfer einer Straftat werden kann, und anerkannte, dass Sicherheit auch eine Frage des Gefühls ist. In diesem Sinne kümmern sich beim WEISSER RING mit seinen 420 Außenstellen derzeit über 3.000 professionell ausgebildete, ehrenamtliche Helfer um die schuldlosen Opfer von Straftaten und begleiten diese dabei solange, bis sie das Leben nach einer Straftat wieder alleine bewältigen können.
Im Mittelpunkt des Hilfsangebots steht dabei der einfühlsame menschliche Beistand, daneben Hilfestellung durch Begleitung zu Behörden- oder Gerichtsterminen, aber auch die Vermittlung von Hilfen Dritter. Dabei beschränkt sich das Angebot des Vereins nicht ausschließlich auf ideelle Hilfe, vielmehr werden im Bedarfsfall auch sog. Hilfeschecks für eine frei wählbare anwaltliche oder psychotraumatologische Erstberatung oder eine rechtsmedizinische Erstuntersuchung gewährt und Anwaltskosten zur Wahrung von Opferschutzrechten im Strafverfahren und zur Durchsetzung von Ansprüchen nach dem Opferentschädigungsgesetz übernommen. Seit einiger Zeit gibt es darüber hinaus für Opfer sexueller Gewalt die Möglichkeit, Spuren der Tat anonym als wichtiges Beweismittel für 10 Jahre sichern zu lassen. Dies erlaubt den Betroffenen, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch erfolgreich Strafanzeige stellen zu können. Auch dabei leistet der WEISSE RING Hilfestellung. Zielsetzung des Vereins ist aber nicht allein die nachsorgende Opferbetreuung, die Prävention von Verbrechen ist ein weiteres Anliegen.  Dr. Poretschkin ist es in seinem Vortrag gut gelungen, die sehr breit gefächerte Arbeit des WEISSER RING darzustellen und das Interesse der Anwesenden zu wecken. Dies zeigte sich auch an den zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträgen nach dem Vortrag.

Im Anschluss an den Vortrag ließ der Leiter des RK West, GenLt a.D. Jürgen Ruwe, das Jahresprogramm des RK WEST noch einmal kurz Revue passieren, nachdem die Teilnehmer zu Beginn der im Jahresverlauf verstorbenen Mitglieder BrigGen a.D. Dr. Wilhelm Wörmann und GenMaj a.D.      Dr. Dietrich Genschel gedacht hatten. Der Abend klang danach im Foyer des Besucherzentrums des BMVg mit einem kleinen Stehempfang aus, bei dem der kameradschaftliche Austausch gepflegt werden konnte und Gen a.D. Dieter Clauss, ehem. Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, die Gelegenheit wahrnahm, dem Team des RK West für die in diesem Jahr geleistete Arbeit zu danken.

Dr. Jürgen G. Blätzinger, Generaloberstabsarzt a. D.