“Europas Herausforderungen aus maritimer NATO-Sicht” – RK NORD am 16.03.17

Am 16 März 2017 lud der Regionalkreis Nord der Clausewitz Gesellschaft seine Mitglieder zu einem maritimen Vortragsabend ein. Zu den Zuhörern gehörten auch wieder Soldatinnen und Soldaten der Universität der Bundeswehr Hamburg und Teilnehmer des Basislehrganges für Stabsoffiziere an der Führungsakademie der Führungsakademie.

Fregattenkapitän Oliver Heinicke Angehöriger des NATO Maritime Command, holte die Zuhörer mit seiner Präsentation sprichwörtlich mit in die NATO und präsentierte die Herausforderungen für Europa aus Sicht des NATO Maritime Commands (MARCOM) in Northwood, Großbritannien.

Heinicke ordnete kurz das Maritime Command in die militärische Struktur der NATO ein und zeigte anhand der internen Dienstpostenstruktur des MARCOM-Stabes, dass in der NATO zwar operative Gründe die Struktur bestimmten, aber eben auch die Gewichtung und Interessen der 28 Mitgliedsstaaten Einfluss hätten. Anschließend erläuterte er die „Allied Maritime Strategy“ und die „Allied Maritime Governance“, die strategischen maritimen Ziele und darauf ausgerichteten Handlungslinien sowie das Konzept, wie die Strategie operativ umgesetzt werden soll.

Von dieser strukturellen und strategischen Standortbestimmung ausgehend, richtete er den Blick auf die Herausforderungen nördlich, östlich sowie südlich von Europa. Er legte die maritimen Besonderheiten der Russischen Militärstrategie dar und zeigte die Entwicklungen und Konsequenzen sowohl der Modernisierung als auch der Aktivitäten der russischen Marine auf. Hier betonte er, dass die russische Marine verglichen mit der sowjetischen Marine quantitativ nur noch über ein Sechstel der Schiffe verfüge, qualitativ jedoch nach der Modernisierung des letzten Jahrzehnts auf Augenhöhe mit modernen westlichen Marinen angekommen sei. Bezüglich der Fähigkeit, Landziele präzise und weitreichend zu bekämpfen, erreiche sie sogar amerikanisches Niveau. Dennoch, so stellte Heinicke klar, sei aus Sicht der NATO keine konkrete russische Absicht zu erkennen, das westliche Bündnis konventionell anzugreifen. Das Bild wurde abgerundet durch die Präsentation der maritimen Anteile der reaktiven, proaktiven und präventiven Maßnahmen der NATO im Umgang mit Russland.

In seinem Blick nach Süden ging Heinicke auf die verschiedenen Herausforderungen ein, die die maritime Sicherheit und damit die Lebensadern der westlichen Wirtschaft bedrohen. Seine Ausführungen umfassten Akte von maritimem Terrorismus vor Ägypten und vor der Küste Jemens sowie illegale Migration und Waffenschmuggel. Zusammenfassend betonte Heinicke, dass die terroristischen Akteure – im Gegensatz zu Russland – sehr wohl die Absicht hätten, die westliche Staatengemeinschaft anzugreifen. Allerdings fehlten ihnen dazu die Mittel: Bislang! Anschließend erläuterte Heinicke, wie die NATO auf diese Bedrohungen reagiere und er erläuterte die Operation „Sea Guardian“, die 2016 die Operation „Active Endeavour“ abgelöst hat und die mit ihrem erweiterten Aufgabenspektrum darauf ausgerichtet sei, maritime Sicherheit im Mittelmeer zu gewährleisten.

Zum Abschluss ging Heinicke auch auf die politischen Umstände und das operative maritime Vorgehen der NATO zur Unterbindung illegaler Migration in der Ägäis ein.

Nach dem Vortrag wurde der Referent mit vielen Fragen aus dem Publikum konfrontiert. Er konnte dabei noch weitere Details vertiefen und Zusammenhänge verdeutlichen.