“Die Nationale Sicherheitsstrategie und der Krieg: Welche Sicherheitsarchitektur für Europa?” – RK Nord am 16.05.2023

Prof. Dr. Terhalle beim Vortrag
Prof. Dr. Terhalle beim Vortrag

Am 16. Mai 2023 fand in Hamburg die fünfte Veranstaltung des Regionalkreises Nord der Clausewitz-Gesellschaft e.V. diesen Jahres statt. Professor Dr. Maximilian Terhalle trug zum Thema vor:

Die Nationale Sicherheitsstrategie und der Krieg:
Welche Sicherheitsarchitektur für Europa?

Prof. Dr. Terhalle, Jahrgang 1974, studierte Politikwissenschaft und Völkerrecht in Freiburg, Bonn, Kairo und London. 2019 wurde er Senior Advisor im britischen Verteidigungsministerium, 2021 Senior Fellow beim ISPK Kiel. Seit letztem Jahr ist er Dozent an der FüAkBw in der Fakultät Politik, Strategie und Gesellschaftswissenschaft. Er ist Oberstleutnant d. R., hat zahlreiche Publikationen verfasst und ist in den Medien als gefragter Experte präsent.

Unter den zahlreichen Gästen befand sich diesmal auch Konteradmiral a.D. Rudolf Lange, ehemaliger Kommandeur der FüAkBw, hamburgischer Senator und bis 2001 Vizepräsident der Clausewitz-Gesellschaft.

Die Nationale Sicherheitsstrategie befindet sich immer noch in der Ressortabstimmung; das Ergebnis bleibt weiterhin abzuwarten. Unstrittig aber ist, daß Deutschland den strategischen Gegebenheiten und Gefahren realistisch ins Auge sehen muß.

Schon aufgrund seiner Lage in der Mitte Europas hat Deutschland ein vitales Interesse daran, daß der Kontinent sicher und stabil bleibt. Das setzt die partnerschaftliche Einbettung in NATO und EU voraus. Dazu gehört, daß das transatlantische Verteidigungsbündnis seine Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit rasch vollständig herstellt, daß die Vereinigten Staaten mit signifikanten Streitkräften in Europa verbleiben und daß die EU militärisch handlungsfähig wird. Für die Bundeswehr sind Entscheidungen bereits gefallen: Neuausrichtung auf Landes- und Bündnisverteidigung, Wiedererlangung der vollen Einsatzbereitschaft und „Kaltstartfähigkeit“ der Bundeswehr“.

Wirtschaftlich ist Deutschland ausgeprägt exportabhängig und rohstoffarm. Zu große Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern kann zu Erpressbarkeit führen, wie uns das letzte Jahr leidvoll bewiesen hat. Zudem: Die Vereinigten Staaten verschieben ihren außen- und sicherheitspolitischen Schwerpunkt konsequent auf Ostasien.

All diese Faktoren muß eine deutsche Nationale Sicherheitsstrategie berücksichtigen und abwägen, um dann zu definieren, welches die zentralen strategischen Interessen Deutschlands sind und wie Deutschland die künftige Sicherheitsarchitektur in Europa mitgestalten will.

In seinem Vortrag gelang es Prof. Dr. Terhalle eindrucksvoll, die miteinander verflochtenen vielfältigen Faktoren herauszuarbeiten und abzuwägen. Nach einer ausführlichen Diskussion, die sich unter anderem an der Frage nach einem eigenständigen europäischen atomaren Schutzschild entzündete, klang der Abend beim gemeinsamen Abendessen vom Buffet und anschließenden Gesprächen in lockerer Runde aus.

Dr. Hans-Peter Diller
Oberstarzt a.D. und Leiter Regionalkreis Nord

Bild: Quelle StBtsm d.R. Tiburski, Clausewitz-Gesellschaft e.V.