Berliner Colloquium: Die koreanische Halbinsel im Kräftefeld regionaler und globaler Machtinteressen

Die koreanische Halbinsel im Kräftefeld regionaler und globaler Machtinteressen

Berliner Colloquium 2018 der Clausewitz-Gesellschaft e.V. vom 21. bis 23. März 2018

Die koreanische Halbinsel und der asiatisch-pazifische Raum sind in den Brennpunkt der Weltpolitik gerückt. Die Interessen von China, Russland, Japan und den USA treffen hier aufeinander. Eine Sicherheitsarchitektur existiert nicht. Die Lage ist sehr komplex und scheint noch weniger berechenbar als zu Zeiten des Kalten Krieges. Die Bedrohung, die von dem Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas ausgeht, betrifft die gesamte pazifische Region, insbesondere Südkorea, Japan und auch die USA. Und was die Lage noch komplexer macht: Weder Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un noch der amerikanische Präsident Donald Trump haben bisher dazu beigetragen, den Konflikt zu entschärfen.

Krieg der Worte

Ihr Krieg der Worte hat eher noch Öl ins Feuer gegossen. Bescheidene Hoffnungen weckte allerdings die jüngste Ankündigung eines Gipfeltreffens. Soviel scheint klar: Die USA werden eine dauernde Bedrohung nicht hinnehmen. Ob der geplante Gipfel zwischen Trump und Kim Jong-un ein Erfolg werden könnte, ist eher unwahrscheinlich. Die Vorbereitungen erzeugten bisher nur wenig Vertrauen in eine Konfliktlösung.

In Vorträgen und Panels wurde zunächst die Ausgangslage beleuchtet und die Interessen der beteiligten Nationen aufgezeigt. China, inzwischen ein wirtschaftlicher Riese, ist nunmehr auch auf dem Weg  zu einer militärischen Macht, die über die Region hinaus wirken will. Das bevölkerungsreiche Land beteiligt sich zwar an den VN-Sanktionen gegen Nordkorea. Es braucht und nutzt  Nordkorea jedoch auch als Puffer zu Südkorea und den dort stationierten Amerikanern. Südkorea befindet sich in einer „Sandwich-Position“. Es fühlt sich einerseits durch Nordkorea bedroht, insbesondere durch dessen Nuklearwaffen. Andererseits sieht es seine Souveränität durch die USA bedrängt. Es braucht jedoch zugleich den militärischen Schutzschirm und Beistand der USA. Angesichts der unsteten Politik von Präsident Trump können sich weder Südkorea noch Japan auch künftig der bedingungslosen Unterstützung durch die USA sicher sein.

Japans Rolle durch historische Lasten beeinträchtigt

Japans Stellung und Rolle in der Region ist weiterhin durch seine unzureichend aufgearbeiteten historischen Lasten beeinträchtigt. Russland teilt mit China ein Hauptinteresse: den Einfluss und die Präsenz der USA in der Asien-Pazifik-Region zurückzudrängen.

Nordkorea hält – nicht zuletzt aufgrund der geschichtlichen Erfahrung der Besetzung durch Japan – Nuklearwaffen und Trägerraketen für unabdingbar zum Schutz der eigenen Souveränität, aber vor allem auch als „Überlebensversicherung“ für das autoritäre Regime. Dieses steigere damit insbesondere, so einige Experten des Colloquiums, das Selbstwertgefühl der Menschen in der militaristischsten Nation der Welt. Zugleich wurde vor einer Unterschätzung der Fähigkeiten Nordkoreas gewarnt: Obwohl große Teil der Bevölkerung in bitterer Armut lebten, überrasche das Land immer wieder durch technologische Höchstleistungen.  Seine skrupellose und geschickt getarnte Weitergabe von Rüstungsexpertise und Rüstungsgütern steigere außerdem die eh brisante Proliferationsproblematik.

Regime in Nordkorea wird an diktatorischer Ideologie festhalten

Und noch eines wurde auf dem Colloquium deutlich. Das Regime in Nordkorea wird an seiner diktatorischen Ideologie festhalten. Die Führungselite wird unter keinen Umständen die Macht teilen oder aus den Händen geben wollen. Deshalb würde es – wenn überhaupt – einen sehr hohen „Preis“ oder entsprechende Sicherheitsgarantien für das Einfrieren oder gar die Aufgabe seiner Nuklearwaffen und Raketen fordern.  Auch eine Wiedervereinigung Koreas würde Nordkorea, wenn überhaupt, dann nur zu eigenen Bedingungen zulassen, zumal die unmittelbaren Nachbarn dazu ebenfalls starke Vorbehalte haben.

KH/WF

Ein ausführlicher Bericht über das Berliner Colloquium 2018 folgt in Kürze.

Präsident Kurt Herrmann begrüßt die Teilnehmer

Präsident Kurt Herrmann begrüßt die Teilnehmer

Dr. Karl-Heinz Kamp

Dr. Karl-Heinz Kamp

Dr. Eric J. Ballbach, Dr. Oliver Thränert, Dr. Klaus Olshausen, Kurt Herrmann (von links)

Dr. Eric J. Ballbach, Dr. Oliver Thränert, Dr. Klaus Olshausen, Kurt Herrmann (von links)

Blick ins Plenum

Blick ins Plenum

Vizeadmiral Joachim Georg Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs

Vizeadmiral Joachim Georg Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs

Serenade Heeresmusikkorps Brandenburg

Serenade Heeresmusikkorps Brandenburg

Walter Klitz, Dr. Sarah Kirchberger, Dr. Margarete Klein, Prof. Dr. Dirk Schmitt, Kurt Herrmann (von links)

Walter Klitz, Dr. Sarah Kirchberger, Dr. Margarete Klein, Prof. Dr. Dirk Schmitt, Kurt Herrmann (von links)