Aktuelle Fähigkeiten der deutschen Rüstungsindustrie – RK Nord am 23.04.2024

Am 23. April 2024 fand in Hamburg die nächste Vortragsveranstaltung des Regionalkreises Nord der Clausewitz-Gesellschaft e.V. dieses Jahres statt. Herr Mattias Koch, der ‚Head of Combat Air Systems Campaigns‘ der ‚Airbus Defense and Space GmbH‘ aus Manching trug zum Thema vor:

„Aktuelle Fähigkeiten der deutschen Rüstungsindustrie – Kapazitäten,  Ressourcen und Reserven am Beispiel von Kampfflugzeugen jetzt und in Zukunft“

Der Saal war gut gefüllt, darunter 20% Gäste in Uniform, vor allem aus den LGAN. Der Vortragstitel klingt zunächst sperrig: „Aktuelle Fähigkeiten der deutschen Rüstungsindustrie – Kapazitäten, Ressourcen und Reserven am Beispiel von  Kampfflugzeugen jetzt und in Zukunft“, aber angesichts der Lage nach der Zeitenwende scheint es an der Zeit, sich im RK Nord auch mit dieser Thematik zu befassen. Die Depots der Bundeswehr, so verkünden es die Medien, sind gähnend leer, der Inspekteur des Heeres erklärte: „Wir sind praktisch blank“. Heute gilt es einerseits, einen enormen Rüstungsbedarf der Streitkräfte angesichts ihres neuen – uralten – Hauptauftrags Landes- und Bündnisverteidigung zügig wieder aufzubauen, und das so, daß wir in einem langandauernden Krieg hoher Intensität gegen einen hochgerüsteten und mindestens gleichwertigen Gegner bestehen könnten.

Zugleich müssen wir die in der Ukraine so dringend benötigten Rüstungsgüter so schnell als möglich liefern.

All dies geschieht vor dem Hintergrund der politischen Forderung nach intensiven europäischen Verflechtungen von Rüstungsprojekten, nationalen Exportbeschränkungen, dem Beschluss zur Beschaffung von US-Luftfahrzeugen wie der F-35 und der CH-47, und einem Verteidigungsbudget, das eine rüstungswirtschaftliche Langfristplanung nicht einfacher macht.

Und nicht zuletzt machen die demographischen Entwicklungen und der damit verbundene Wettbewerb um Fachkräfte auch vor der Rüstungsindustrie nicht Halt.

Für das Eurofighter Programm sind diese Herausforderungen zudem vor dem Hintergrund seiner viernationalen Programmstruktur, technischer Komplexitäten sowie divergierender Zukunftsvorstellungen der europäischen Partnernationen zu betrachten, einschließlich dem Programm „Future Combat Air System (FCAS)“.

Herr Mattias Koch, ‚Head of Combat Air Systems Campaigns‘ der ‚Airbus Defense and Space GmbH‘ bot eine Tour d’Horizon von den allgemeinen Herausforderungen für den modernen Kampfflugzeugbau in Deutschland, über die Eurofighter-spezifischen Gegebenheiten und die künftigen Entwicklungen bis hin zu den sich daraus ergebenen notwendigen Entscheidungen.

Dem hochinteressanten Vortrag folgte eine lange, lebhafte und engagierte Diskussion, in der zahlreiche Einzelaspekte weiter vertieft, gegenseitige Abhängigkeiten weiter beleuchtet und Gesamtzusammenhänge weiter betrachtet  werden konnten.

Wie üblich klang danach der Abend beim gemeinsamen Abendessen vom Buffet und anschließend weiteren lebhaften Gesprächen in lockeren Gruppierungen und Einzelgesprächen aus.

Dr. Hans-Peter Diller
Oberstarzt a.D. und Leiter Regionalkreis Nord

Bild: Quelle StBtsm d.R. Tiburski, Clausewitz-Gesellschaft e.V.