Militärische Fähigkeiten der EU – Sachstand und Ausblick – RegKreis West am 02.06.25

In der Abendveranstaltung des Regionalkreises WEST am 2. Juni 2025 war Generalmajor Werner Albl, der Deputy Director & Chief of Staff Military Planning and Conduct Capability zu Gast. Generalmajor Albl sprach zu den zahlreich anwesenden Gästen zum Thema „Militärische Fähigkeiten der EU – Sachstand und Ausblick“.

Der Leiter des Regionalkreises WEST freute sich wieder einmal vor „vollem Haus“ zahlreiche Angehörige des Regionalkreises WEST, Gäste der „Bonner Runde“ des Freundeskreises der Bundesakademie für Sicherheitspolitik e.V., des „Bonner Forums“ der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft e.V., der Sektion Köln-Bonn der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. und der Bonner Sektion der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. sowie etliche anwesende künftige Lehrgangsteilnehmer und Lehrgangsteilnehmerinnen des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGAN) und weitere aktive Offiziere begrüßen zu dürfen.

Mit Generalmajor Albl war der ranghöchste deutsche Offizier bei der EU zu Gast. Der Referent ist 1965 geboren und trat 1984 als Wehrpflichtiger der Nachschubtruppe in die Bundeswehr ein. Er nahm am 42. Generalstabslehrgang des Heeres 1999-2001 teil und war, unterbrochen durch Stabs- und Referentenverwendungen, 2005 Kommandeur des D/F-Versorgungsbataillon und 2015 Kommandeur der D/F-Brigade. Generalmajor war von 2017 bis 2020 als Verteidigungsattaché an der deutschen Botschaft in Paris eingesetzt. 2022 wurde er in seine derzeitige Verwendung bei der Europäischen Union (EU) in Brüssel versetzt, nach dem er vorher zwei Jahre als stellvertretender Kommandierender General des Corps de Réaction Rapide – France in Lille tätig war.

In seinem fesselnden Vortrag erläuterte General Albl den Zuhörern die Grundlagen und den institutionellen Rahmen zur Einordnung der Military Planning and Conduct Capability (MPCC) in die EU, stellte aktuelle militärische Operationen und Missionen der EU und den strategischen Kompass der EU & EU Rapid Deployment Capacity vor und ging auf das Weißbuch und die EU Preparedness Strategy ein.

Zur Erläuterung, wo die MPCC in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU verortet ist, bediente sich Generalmajor Albl einer, einem Metro Linienplan ähnlichen, Karte.

Den institutionellen Rahmen der GSVP bilden die EU-Außenbeauftragte und Vizepräsidentin in der Kommission, Frau Kaja Kallas sowie der Europäische Rat, das Europäische Parlament, die Europäische Kommission sowie der Europäische Auswärtige Dienst. Die Military Planning and Conduct Capability (MPCC) ist wie der EU-Military Staff (EUMS) Teil des Europäischen Auswärtigen Dienstes, der wiederum der EU-Außenbeauftragten und Vizepräsidentin in der Kommission untersteht. Dieser Dienst verfügt weltweit über 147 EU-Delegationen in Drittstaaten und in und internationalen Organisationen. Er arbeitet eng mit den Außen- u. Verteidigungsministerien der Mitgliedstaaten, EU-Institutionen und internationalen Organisationen zusammen.

Sowohl der EU-Military Staff als auch die Military Planning and Conduct Capability werden von einem Drei-Sterne-General geführt, der damit „zwei Hüte“ trägt. Während der EUMS eine beratende Funktion hat und keine Operationen führt, bereitet die MPCC nicht-exekutive Operationen vor, plant sie und führt die „Force Generation“ dafür durch, wenn es durch den Militärausschuss der Europäischen Union (EUMC) entschieden wurde. Alle Tätigkeiten der MPCC erfolgen in enger Abstimmung mit dem Ausschuss für die zivilen Aspekte der Krisenbewältigung (CIVCOM). Dabei werden stets alle Möglichkeiten des Handelns betrachtet. Beschlossene Missionen werden in der Regel aus einem nationalen Hauptquartier eines Mitgliedsstaates geführt. Acht der neun aktuellen Missionen entsprechen dieser Regel, wie die bereits seit 2010 bestehende European Union Training Mission Somalia (EUTM SOM), die von einem italienischen General geführt wird. An dieser Mission beteiligen sich neun EU-Mitgliedstaaten und zwei Drittstaaten. Eine Ausnahme von der o.g. Regel bildet die Mission Althea, die aus Mons geführt wird.

Zur Gestaltung ihrer Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat sich die Europäische Union mehrere Grundlagendokumente gegeben:

  • den Strategischen Kompass von 2022,
  • das Weißbuch zur Zukunft der europäischen Verteidigung von 2025 sowie
  • die EU Preparedness Union Strategy von 2025.

Im Strategischen Kompass erklärt die EU, wie sie ihre operativen Fähigkeiten stärken will, unter anderem durch die Erhöhung ihrer Fähigkeit, Kräfte schnell verlegen zu können und die Durchführung von EU-Übungen wie MILEX 25 und LIVEX 25.

Das „Weißbuch“ formuliert verschiedene Handlungsschwerpunkte für die EU, mit dem Fokus auf den von den Mitgliedstaaten ermittelten kritischen Fähigkeiten, wie z.B. Unterstützung der europäischen Verteidigungsindustrie, Unterstützung der Ukraine durch verstärkte militärische Hilfe und eine vertiefte Integration der europäischen und ukrainischen Verteidigungsindustrie, Ausbau des europäischen Binnenmarktes für Verteidigung, unter anderem durch Vereinfachung der Vorschriften, Beschleunigung des Wandels der Verteidigung durch Innovationen wie KI und Quantentechnologie sowie Verbesserte Bereitschaft Europas für Worst-Case-Szenarien durch verbesserte militärische Mobilität.

Ziele der EU Preparedness Union Strategy sind unter anderem, eine Verbesserung europäischer Fähigkeiten, um auf neue Bedrohungen und Krisen antworten zu können, eine Verbesserung der Resilienz beim Schutz der Bevölkerung sowie die Zivil-militärische Zusammenarbeit.

Zum Ende seines Vortrages fasste Generalmajor Albl zusammen, welch wichtige Rolle die GSVP der EU im Krisenmanagement und die EU als Sicherheitsakteur in und für Europa spielt. Weiterhin unterstrich er die steigende Relevanz der Themen Sicherheit und Verteidigung, die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung der Thematik Sicherheit sowie die Wichtigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern wie den USA, Großbritannien und Kanada.

An den Vortrag schloss sich noch eine lebhafte Aussprache mit zahlreichen Fragen der interessierten Zuhörer und Zuhörerinnen an, in der der Referent noch einmal verdeutlichte, dass mit den militärischen Fähigkeiten der EU keine Konkurrenz zu den Stäben der NATO aufgebaut werden soll.

Michael Warter
Oberst a.D. und Leiter Regionalkreis WEST

Bild: Quelle Stabshauptmann a.D. Volker Thielert

Clausewitz-Gesellschaft e.V.
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