Kommando Spezialkräfte 2025 – national und im Bündnis vielfach gefordert – RK WEST am 31.3.2025

Am 31. März 2025 wurde unsere Vortragsreihe „Die Zeitenwende in den Streitkräften“ mit einem Vortrag zum Thema „Kommando Spezialkräfte 2025 – national und im Bündnis vielfach gefordert“ fortgesetzt. Der Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte, Herr Brigadegeneral Alexander Krone, stellte vor „vollem Haus“ den Angehörigen des Regionalkreises WEST und zahlreichen Gästen sein Kommando vor, mit besonderem Blick auf seine vertiefte Rolle im Rahmen der Bündnisverteidigung. Der Vortrag wurde vom Leiter des Regionalkreises, Oberst a.D. Michael Warter, moderiert, der an diesem Abend Uniform trug, da er zurzeit Reservedienst im Amt für Heeresentwicklung leistet.

Vor Beginn des Vortrages gedachten die Anwesenden des am 8. März in seinem 91sten Lebensjahr verstorbenen, langjährigen Mitgliedes der Clausewitz-Gesellschaft, Herrn Oberst a.D. Fritz Schäfer.

Zu Beginn seines Vortrages führte Brigadegeneral Krone die Zuhörer in das spannende Thema ein, indem er ihnen einen kurzen Überblick über die Charakteristika von Spezialoperationen und Spezialkräften gab. Dabei betonte er, dass der Einsatz von Spezialkräften stets politisch „eingehegt“ ist. Anschließend erläuterte er den Auftrag und die Einsatzarten des Kommandos Spezialkräfte (KSK), bei denen es sich um:

  • Surgical Strike, zu denen Aufgaben wie Befreiung von deutschen Staatsbürgern im Ausland, Festsetzen von Zielpersonen sowie der Abwehr von terroristischer Bedrohung zuzuordnen sind,
  • Strategic Reconnaissance zur Gewinnung von Schlüsselinformationen, dem Verdichten eines Lagebildes sowie Technischer Aufklärung und
  • Unconventional Warfare mit Elementen wie der Ausbildung anderer Kräfte befreundeter Nationen, wenn dies im deutschen Interesse liegt,

handelt.

Danach stellte Brigadegeneral Krone die neue Gliederung seines Kommandos vor, das weiterhin neben seinem Stab auch einen eigenen Bereich Weiterentwicklung besitzt. Dieser stellt sicher, dass Erkenntnisse aus Ausbildung, Übung und Einsatz rasch in die Weiterentwicklung einfließen können, auch wenn das KSK den querschnittlichen Projektierungen und Prozessen unterworfen ist, wie der Kommandeur betonte. Des Weiteren verfügt das KSK über ein Kommandobataillon, ein Unterstützungsbataillon und einen Ausbildungsverband, der ständig ausbildet und die Personalrotation für das Kommandobataillon sicherstellt.

Anschließend kam Brigadegeneral Krone zum Kern seines Vortrages, der vertieften Rolle des KSK im Rahmen der Bündnisverteidigung. Er unterstrich, dass sich die Ausrichtung des KSK hin zur Landes- und Bündnisverteidigung verschoben hat. Dies unterstreicht auch die Einmeldung von vier Task Groups an die NATO im NATO Force Model (NFM) sowie deren regionale Ausrichtungen. Die Task Groups verfügen jetzt über eine feste regionale Zuordnung, unter anderem zum Ostseeraum und dem Rückwärtigen Raum des Bündnisgebietes. Gerade im Ostseeraum kommt der Interoperabilität und Netzwerkbildung mit regionalen NATO-Partnern eine erhebliche Bedeutung zu. Diese Task Groups sind auf den Auftrag mit Fähigkeitsschwerpunkten zugeschnitten und dazu befähigt, auch weitere Kräfte einzubinden. Ebenso zum Auftrag des KSK gehört die Ausbildung ukrainischer Spezialkräfte und spezialisierter Kräfte – im Bereich Führung, Planung und Entwicklung des Nachwuchses. Dies ist natürlich keine Einbahnstraße, sondern bringt für das KSK auch Erkenntnisse aus dem Einsatz.

Weiterhin bleibt die Fähigkeit der Wahrnehmung der Aufgaben im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagements erhalten, wie Brigadegeneral Krone hervorhob. Zum unveränderten nationalen Auftrag gehören auch weiterhin:

  • das Festsetzen von Zielpersonen,
  • das Befreien und Retten deutscher Staatsbürger, wofür eine Task Group spezialisiert ist,
  • die Bekämpfung von Hochwertzielen, was ein Hochwertziel ist, hängt auch davon ab, für welche militärische Ebene die Spezialkräfte eingesetzt werden. Ein Hochwertziel kann z.B. ein bestimmter Gefechtsstand sein,
  • das Gewinnen von Schlüsselinformationen, z.B. auch durch das Sammeln von offenen Informationen sowie
  • die Ertüchtigung ausgewählter Partnerspezialkräfte, der Military Assistance.

Brigadegeneral Krone hob hervor, dass es sich bei Military Assistance keineswegs um einen Selbstzweck handelt. Es geht vielmehr darum, auf der Grundlage nationaler sicherheitspolitischer Interessen und zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Auswärtigen Amt abgestimmten Vorgaben zu agieren. Diese Einsätze dienen u.a. der Konfliktprävention, dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit den Partnern, der zielgerichteten Unterstützung ausgewählter Partner sowie Schaffung von Netzwerken für Zugänge und Abstützpunkte und tragen somit zur Kaltstartfähigkeit im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagements bei und generieren damit einen taktischen und operativen Mehrwert.
Einen großen Raum nahm in seinem Vortrag auch das Thema Nachwuchsgewinnung und dessen Ausbildung ein. Über allem steht jedoch die Frage nach der hinreichenden Nachwuchsgewinnung. Das KSK ist in der besonderen Situation, dass es aus der regulären Truppe gut ausgebildetes Personal abschöpft, das für Verwendungen in den Spezialkräften geeignet ist. Es sucht also in der Bundeswehr nach den besten Männern und Frauen, auch in Bereichen, die bereits Kräfte für das KSK bereitstellen, was bei diesen Verbänden selbstverständlich Lücken reißt.

Dazu wendet das KSK ein vierstufiges Verfahren an, das sich aus folgenden Elementen zusammensetzt:

  • Recruiting: an den Truppenschulen des Heeres und im Informationsraum wird breit über das KSK informiert,
  • Scouting: das Finden und Ansprechen von potentiellem Spitzenpersonal, dabei wird innerhalb der Division Schnelle Kräfte Personal gesucht, welches potenziell in Frage kommt, diese wird dann persönlich angeschrieben,
  • Beratung: von interessiertem Personal sowie
  • Bewerbermanagement: dies ist der gemeinsame Startpunkt für die Interessenten, welche dann auch beraten werden, wer für welche Verwendung geeignet ist, Kommando- oder Aufklärungssoldat und Rettungsspezialist KSK.

Das KSK hat sein bisheriges Potenzialfeststellungsverfahren angepasst, es geht nun weniger um Prüfung, sondern um Potenzialfeststellung. Im neuen Verfahren wird der Fokus auf die nicht trainierbaren Attribute gelegt, auch wird der psychologischen Auswahl eine noch höhere Bedeutung beigemessen als es bisher schon war. Aber auch im angepassten Verfahren geht es darum, eine Bestenauslese zu schaffen und im Vordergrund steht auch weiterhin, dass der Kommandosoldat ein Kämpfer ist, der auch mit der Herausforderung lange Zeit „Stand-by-Kämpfer“ zu sein, umzugehen vermag. Ziel der Maßnahmen der Nachwuchsgewinnung ist es, mehr geeignetes Personal zu rekrutieren, als das KSK verlässt, damit das KSK weiter aufwachsen kann.

Im Anschluss an den Vortrag entspann sich eine lebhafte und engagierte Aussprache, in der Brigadegeneral Krone detailliert auf die Fragen einging. Unter anderem wurde ihm die Frage gestellt, ob es eine Konkurrenz zwischen dem KSK und der GSG 9 der Bundespolizei geben würde. Eine Frage, auf die er mit einem klaren Nein antworten konnte und die Zusammenarbeit als „Tip-Top“ bezeichnete. Die Zuständigkeiten sind eindeutig geklärt, es gibt keine Konkurrenz. Im Inland kann das KSK nur im Zuge der Amtshilfe, wie andere Bundeswehreinheiten auch, eingesetzt werden. Im Ausland hängt es davon ab, ob ein Einsatz in einem Staat stattfindet, der noch so funktioniert, dass die GSG 9 dort arbeiten kann oder nicht. Als ebenso gut bezeichnete er die Zusammenarbeit mit den Personenschützern des Bundeskriminalamtes und den Einheiten der Bundespolizei, die die deutschen Botschaften im Ausland schützen und charakterisierte sie mit den Worten „man kennt sich“.

Einen breiten Raum nahmen auch Fragen zum Thema, was die deutschen Soldaten von den ukrainischen Soldaten, die zum Teil schon Jahre im Krieg stehen, annehmen und wie stark das KSK personell anwachsen soll, ein. Bei ersterem, nannte Brigadegeneral Krone den Umgang mit UAV, sowohl was den eigenen Einsatz, als auch die Bedrohung durch gegnerische betrifft, sowie den Umgang mit Verwundeten und die Bedeutung des Stellungsbaus. Bei dem zweiten Punkt unterstrich er, dass dies unter anderem von den NATO-Planungszielen abhängt und leere Dienstpostenhülsen keinen Erfolg versprechen. Es werde auch (weiter) über den Aufbau einer Reserve nachgedacht. Eine Grundbeorderung bringe aber nur etwas, wenn die Beorderten lange genug zur Verfügung stehen, um zu üben.

Zum Ende der Veranstaltung dankte der Moderator Herrn Brigadegeneral Krone für seinen Vortrag sowie für seine weiterführenden Auskünfte in der Aussprache. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dankte er für ihre Aufmerksamkeit und die engagierten Fragen und Kommentare. Oberst a.D. Warter beendete die Veranstaltung mit einem kurzen Ausblick auf die nächste Veranstaltung des Regionalkreises mit dem Militärischen Leiter des Weltraumlagezentrums des Weltraumkommandos der Bundeswehr, Herrn Oberst i.G. Guido Leiwig, zum Thema „Dimension Weltraum – Chancen, Risiken, Bedrohungen“ am 28. April 2025 und wünschte allen Gästen einen guten Nachhauseweg.

Michael Warter
Oberst a.D. und Leiter Regionalkreis WEST

Bild: Quelle Stabshauptmann a.D. Thielert, Clausewitz-Gesellschaft e.V. – Regionalkreis WEST

Clausewitz-Gesellschaft e.V.
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