Buch “Marine – Wirtschaft – Wissenschaft”

Unser Mitglied Kapitän zur See a.D. Martens hat das Buch „Marine – Wirtschaft – Wissenschaft – Erlebnisse, Begegnungen und Reflexionen eines Offiziers der Nachkriegsgeneration 1958-2008“ im Miles-Verlag veröffentlicht.

Aktuell wird von einem ausgewiesenen Marienexperten eine Rezension erstellt, die dann hier auch ergänzt wird.

Unser Ehrenpräsident General a.D. Dr. Naumann hat zu diesem Buch folgendes Geleitwort dazu verfasst:

Geleitwort zum Buch „Marine – Wirtschaft –Wissenschaft“ von Kapitän zur See Martens

Das vorliegende Buch mit den Lebenserinnerungen des Kapitäns zur See Martens erscheint rechtzeitig zum 70. Geburtstag der Bundeswehr im November 2025.

Martens gehört gerade noch zu der Aufbaugeneration der Bundeswehr und er schildert sein Leben in seinen doch ungewöhnlichen drei Lebensabschnitten:

  • Militärische Laufbahn,
  • Tätigkeit in der Industrie und schließlich akademische Ausbildung und
  • Tätigkeit im Wissenschaftsbereich.

Diese drei Lebensabschnitte kennzeichnen zugleich die geistige Breite, die den Gründervätern der Bundeswehr als Forderung an die künftigen Offiziere vorschwebte. Für die Jugend von heute durfte es im Gegensatz zur Generation des Verfassers vermutlich zur Regel werden, in einem Berufsleben mehr als einmal den Beruf zu wechseln. Wie Martens diese Übergänge ohne Brüche bewältigte, dürfte deshalb für junge Leser von Interesse sein.

Es mag verwundern, dass ein Offizier des Heeres ein Geleitwort zu den Lebenserinnerungen eines Marineoffiziers schreibt. Der einfache Grund wäre natürlich, dass ein ehemaliger Generalinspekteur auch für die Marine Mitverantwortung hatte, doch der wirkliche Grund ist, dass wir uns nun rund 50 Jahre lang kennen, uns schätzen und uns immer wieder begegnet sind, erst in der Bundeswehr und dann in der Clausewitz-Gesellschaft.

Ein anderer Grund mag sein, dass der Verfasser, der seine Ausbildung zum Admiralstabsoffizier ein Jahr vor mir abgeschlossen hat und damals zum Lehrgangsende 1971 wie ich ein Jahr später, mit dem Heusinger-Preis, im Volksmund, nicht ganz korrekt, als Lehrgangsbester, ausgezeichnet wurde. Eine weitere Gemeinsamkeit: Wir erhielten beide unsere erste Verwendung im Führungsstab der Streitkräfte in Bonn, also an der Nahtstelle zwischen Militär und Politik, und hatten mit dem Chef des Stabes, Generalmajor Wust, dem späteren Generalinspekteur, einen gemeinsamen Vorgesetzten. Wust gab mir auch die erste schwere Nuss zu knacken: Er machte mich zum Chef einer Arbeitsgruppe aus Referatsleitern, also Obersten oder Kapitänen zur See, die eine Studie zu einem künftigen gemeinsamen Unterstützungsbereich der Streitkräfte schreiben sollte. Als ich darauf hinwies, dass es vielleicht doch besser wäre, dieser Gruppe einen Dienstgradgleichen statt eines gerade von der Führungsakademie gekommenen Major vorzusetzen, sagte Wust nur: Sie schaffen das und wenn nicht, dann steht Ihnen sowieso keine große Laufbahn bevor. Im Rückblick nicht untypisch für Wusts fordernden Führungsstil.

Eine weitere Gemeinsamkeit erfuhr ich erst durch das Lesen der Lebenserinnerungen. Kapitän zur See Martens wurde, wie er schreibt, vom damaligen Generalinspekteur der Bundeswehr, Admiral Zimmermann, gefragt, ob er sich, statt mit zwei Jahren IO-Zeit, wie von der Personalabteilung vorgesehen, mit einem Jahr begnügen könne, um vorzeitig bei ihm Marineadjutant zu werden. Er entschied sich für die Truppe. Es blieb bei zwei Jahren.

Mir stellte der von mir hoch geschätzte Admiral Zimmermann am Ende meiner Zeit als Stabsoffizier beim Stellvertreter des Generalinspekteurs 1975 die Frage, ob ich nicht sein Heeresadjutant werden wollte und lockte mich sogar mit einer sehr frühen Beförderung zum Oberst. Ich habe, wie Martens, mit Dank für dieses große Vertrauen abgelehnt, weil ich meinen Weg in der Truppe gehen wollte, wie vorgesehen als G3 einer Panzerbrigade. Ich wollte mir so die Chance erhalten, eines Tages ein Bataillon führen zu dürfen, damals mein Traum, so wie Martens als IO zur See fahren wollte, vermutlich in der Hoffnung, eines Tages Kommandant zu werden. Das Beispiel zeigt die Identität des Denkens und der Auffassung vom Beruf des Offiziers, die für viele Offiziere der frühen Bundeswehr galt und die es wohl noch immer gibt. Wir wollten früh Verantwortung für Menschen übernehmen und uns der Herausforderung stellen, sie nicht nur zu führen, sondern von ihnen als Vorgesetzte anerkannt zu werden. Wir wollten durch Vorbild führen, so wie unsere kriegsgedienten Ausbilder uns geführt haben.

Ich habe das Buch besonders intensiv im detailliert geschilderten Lebensabschnitts Militär des Verfassers gelesen. Auch wenn die Welt eines Marineoffiziers sich doch sehr von der eines Heeresoffiziers unterscheidet, es gibt eine Gemeinsamkeit: Von seinen Soldaten niemals etwas zu verlangen, was man nicht selbst zu leisten bereit ist. Das gilt auch heute noch, vielleicht sogar noch viel mehr, nun in der Wirklichkeit des Einsatzes im Kampf. Dieser Wirklichkeit waren die Marineoffiziere des Kalten Krieges immer näher als ihre Kameraden von Heer und Luftwaffe, denn sie mussten mit den Herausforderungen der nur zu oft rauen See fertig werden und gerade dann Vorbild sein.

Das Buch ist eine Fundgrube für diejenigen, die noch einmal nachempfinden wollen, wie die Aufstellung der Bundeswehr in sehr kurzer Zeit gelingen konnte. So manche Herausforderungen, durch Improvisation Lösungen zu finden und dabei die anvertrauten Menschen mitzunehmen, werden eindringlich geschildert. Es ist ein Porträt der jungen Marine, das der Verfasser dem Leser bietet und das zeigt, was damals geleistet wurde, um rasch, mitten im Kalten Krieg, deutsche Streitkräfte aufzubauen. Dieser erste Teil des Buches ist somit auch ein Denkmal der alten Bundeswehr, der ersten Wehrpflichtarmee in einer Demokratie in Deutschland. Diese Bundeswehr ist eine der großen Erfolgsgeschichten der alten Bundesrepublik Deutschland und so erinnert das Buch auch an so manches Opfer, das die Soldaten und ihre Familien bringen mussten. Diese Bundeswehr des Kalten Krieges bewährte sich dann besonders in der Phase, die Kapitän Martens nicht mehr als aktiver Offizier erlebte, in der einzigartigen Herausforderung, die deutsche Einheit zu gestalten. Sie hat sich auch da bewährt, aber nur, weil in der Bundeswehr des Kalten Krieges, die Martens beschreibt, die Voraussetzungen geschaffen worden waren. Bei der Gestaltung der Einheit Deutschlands bei-zutragen war etwas Einmaliges. Es gelang, obwohl es noch nicht einmal eine Blaupause gab.

Ich habe auch die folgenden Lebensabschnitte mit viel Interesse gelesen und denke, dass die Leser dieses Buches auch daraus Gewinn ziehen können, weil der Verfasser zeigt, dass man mit dem Dreiklang der Schritte, mit denen der Soldat an die Lösung von Problemen herangeht, auch in Management und Wissenschaft bestehen kann: Beschreiben, Beurteilen, Folgern. Denkt, plant und handelt man so und nimmt dabei die anvertrauten Menschen mit, dann ist Erfolg sicher.

Würde so in unserem Land, das vor so vielen und viel zu lange versäumten Änderungen steht, gehandelt, dann werden Lösungen gefunden werden und dann wird es wieder aufwärts gehen.

In diesem Sinne wünsche ich dem Buch eine breite Leserschaft, vor allem Leser, die aus den Erfahrungen des Verfassers Gewinn für ihr eigenes Handeln ziehen.

Dr. h.c. Klaus Naumann
General a.D.

Clausewitz-Gesellschaft e.V.
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